Außenminister Spindelegger auf EU-Zuhörtour

Auszug von der Rede von Außenminister Dr. Michael Spindelegger anlässlich des Auftaktsveranstaltung zur "EU-Zuhörtour"

(…) Ich bin heute da um zuzuhören. Ich habe mir vorgenommen als Außenminister im Inland der EU-Skepsis auf den Grund zu gehen, zu hören, was sich so im Bauch angesammelt hat. Was immer das ist, es ist nicht leicht fassbar. Und ich hab so das Gefühl, dass wir oftmals aneinander vorbeireden. Diejenigen die mit Europa viel zu tun haben, die wissen wie es geht, die leben in einer anderen Welt. Diejenigen hingegen, die wenig mit Europa zu tun haben, die spüren nicht genug dessen Vorteile und wissen oft auch nichts Rechtes damit anzufangen. Man redet schon mal nicht gern darüber. Da müssen wir ansetzen.

Ich glaube daher nicht, dass es notwendig ist, gleich mit einer PR-Kampagne zu kommen und auf Plakate zu schreiben, was eigentlich Europa darstellt. Mir ist es wichtiger, darüber zu reden und Erfahrungen auszutauschen, all das kennenzulernen, was einem eigentlich in dieser großen Idee am meisten bedrängt - es aufzusammeln, wie ein Staubsauger durch Österreich.

 Ich war bereits in der Vergangenheit oft unterwegs und habe mit den Menschen gesprochen. Aber bewusst den Menschen zu Europa zuzuhören, das werde ich heute hier an diesem Abend starten. Von Ihnen, meine Damen und Herren, möchte ich gerne wissen, was Sie denn eigentlich stört, was Sie erwarten, was Sie glauben, das wir an Interessen einbringen sollen. Erst wenn man viele solcher Begegnungen hinter sich hat, kann man in Wahrheit beurteilen, worin die Skepsis ihren Ursprung hat. Ich habe das Gefühl, dass dieses große Projekt, dieses Friedensprojekt, ein bisschen verloren gegangen ist. Man weiß nicht mehr so genau, wofür es heute steht. Man sieht zu viele Details und nicht mehr das Ganze.

Es gibt ein altes Sprichwort, das lautet: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß." Auf Europa angewandt, muss man feststellen, dass das schlicht und einfach unzutreffend ist. Hier gilt vielmehr: „Was ich nicht weiß, das macht mich misstrauisch“. Da denkt man sich, da ist irgendetwas anderes dahinter, das vielleicht meinen Interessen widerspricht.

 Darum freue ich mich, dass ich heute bei Ihnen sein kann und zuhören, mir ein Bild machen kann. Und glauben Sie mir, dass Ihre Zeit nicht irgendwie verloren ist. Das ist keine Show, sondern ist mein ehrliches Bemühen, diesen Dialog zu beginnen. Ich werde das auch in der Bundesregierung einbringen. Das ist es, was ich uns für das Jahr 2009 wünsche: Dass wir nicht in einen Tunnel einfahren, sondern dass wir nach dem Licht am Ende des Tunnels suchen. Dass wir daran glauben, dass wir auch in einer Krise, mit aufrechtem Gang, mit guten Ideen, mit Motivation bestehen und die anderen mitnehmen können. Dass wir zeigen können, dass wir uns nicht gleich fürchten, wenn es schwierig wird.

Ich freue mich, auf intensive Kontakte und Gespräche mit ihnen und bedanke mich ganz herzlich für die Einladung und fürs Zuhören.