Sehr geehrter Herr Parteivorsitzender LR Mag. Hergovich, mit Entsetzen und tiefster Bestürzung haben wir die jüngsten Äußerungen Ihres Parteikollegen, Herrn Kollross, Nationalratsabgeordneter, Bürgermeister von Trumau, Landesvorsitzender der Kinderfreunde und Vorsitzender des Sozialdemokratischen Gemeindevertreterverbandes, wahrgenommen. In einer Zeit, in der es umso wichtiger ist, zunehmend das Bewusstsein für die Lebensrealitäten und das Unrecht von Gewalt gegen Frauen zu schärfen, stehen seine Kommentare in eklatantem Widerspruch zu jeglichen Bemühungen um Gleichberechtigung und Respekt. Das Verharmlosen von sexualisierter Gewalt und das Aufrufen zu archaischen und misogynen Praktiken, selbst im vermeintlichen “Scherz”, ist inakzeptabel und unvereinbar mit den Werten, die Ihre Partei vorgibt zu vertreten. Legen Sie endlich Ihr bereits viel zu lange andauerndes Feiertags-Koma ab und kommen Sie ins Tun. Für uns ist unverständlich, wie Sie sich als „Kontrolllandesrat“ bezeichnen können, nur um dann in einer Causa, wo Sie Verantwortung übernehmen müssen, zu schweigen. Statt sich mit leeren Worthüllen zu schmücken, üben Sie doch endlich die Kontrolle aus, von der Sie behaupten, für sie zu stehen. Statt viel zu lange zu schweigen, müssen Sie handeln. Denn wer schweigt, akzeptiert. Und wer akzeptiert, fördert. Besonders enttäuscht sind wir auch von den Kolleginnen und Kollegen der Sozialistischen Jugend NÖ. Denn einerseits behaupten diese stets gegen Sexismus aufzutreten, finden aber andererseits keine klaren Worte, wenn er auf ekelhafteste Weise in der eigenen Partei vorkommt. Das wird einer starken und konsequenten Parteijugend nicht gerecht. Ihre Jugendorganisation hat unter dem eigenen Hashtag #nichtokay gefordert, dass diskriminierende Strukturen in unserer Gesellschaft aufgebrochen werden müssen. Wir schließen uns hier dieser Forderung an, gehen aber noch weiter. Wir fordern Sie auf, personelle Konsequenzen durchzusetzen. Denn wir als Junge Volkspartei Niederösterreich finden das Verhalten Ihres Parteikollegen tatsächlich #nichtokay. Daher fordern wir: • Den sofortigen Rücktritt von Herrn Kollross von all seinen politischen Ämtern. Eine bloße Entschuldigung reicht nicht aus, um die Schwere seiner Worte und die dadurch verursachte Verharmlosungen wettzumachen.
Eine öffentliche Verurteilung der Äußerungen von Herrn Kollross durch die SPÖLandesorganisation und eine klare Positionierung gegen jegliche Form von Sexismus und Verharmlosung sexueller Gewalt. Gehen wir den Weg gemeinsam, um in Niederösterreich sicherzustellen, dass die Verharmlosung von Vergewaltigungen keinen Platz haben. Wir erwarten, dass die SPÖ NÖ nicht nur in Worten, sondern auch in Taten zeigt, dass sie eine ernstzunehmende Kraft für Gleichberechtigung, Respekt und Sicherheit für alle ist. Es ist für Sie an der Zeit, entschlossen zu handeln und zu beweisen, dass Sexismus und die Verharmlosung von Gewalt in Ihrer Partei keinen Platz haben. Mit hoffnungsvollen Grüßen in Vertretung der Jungen Volkspartei Niederösterreich