Mit Weingärten, Heide und edlen Tropfen gilt Perchtoldsdorf als beliebtes Ausflugsziel der Wiener. Doch die gutnachbarschaftliche Idylle bekommt jetzt arge Risse. Denn ein Wohnbauprojekt der Bundeshauptstadt liegt im Quellgebiet des Heurigenortes: "Unser Trinkwasser ist in Gefahr", warnt Bürgermeister Schuster. Im engen Kaltenleutgebner Tal sollen riesige Wohnblöcke entstehen. Ortschef Schuster bangt um die Trinkwasserquellen."Jetzt graben uns die Wiener das Wasser ab!" Nicht gut zu sprechen auf den großen Nachbarn ist man derzeit an vielen Stammtischen des bekannten Heurigenorts im Bezirk Mödling. Der Grund: Auf dem Areal der alten Perlmoser Zementfabrik nahe Kaltenleutgeben wollen die Hauptstädter nun ein riesiges Bauvorhaben aus dem Boden stampfen. Das Problem: Die geplanten 450 Wohnungen würden direkt bei jenen Quellen liegen, aus denen die Perchtoldsdorfer einen Teil ihres Trinkwassers beziehen. "Betroffen wären unsere Henneberg- sowie die Prießnitzquelle", bestätigt Martin Schuster. Der Ortschef berichtet aus der Chronik der Gemeinde: "Vor mehr als 100 Jahren haben unsere Vorgänger das Quellgebiet in Rodaun vorausschauend gekauft, um die Wasserversorgung sicherzustellen. Doch in der NS-Zeit fielen diese Grundstücke wieder an Wien zurück."Jetzt wollen die Hauptstädter hier neuen Wohnraum schaffen. Schuster: "Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn die Größenordnung passt." Ursprünglich sei von 220 Einheiten die Rede gewesen. "Mehr als das Doppelte ist zuviel", protestiert der VP-Politiker.Im Wiener Rathaus zeigt man sich indes verwundert: "Die Pläne wurden ja ohnehin abgespeckt. Eigentlich sollten hier mehr als 600 Wohnungen entstehen."
Quelle: Kronenzeitung